Kritik - Sulzburg 2018
Romantik im Kulturzentrum 3Klang

Ein der Romantik verpflichteter Abend im Kulturzentrum 3Klang
SULZBURG-LAUFEN. Einen ganz der "Romantik" gewidmeten, ja verpflichteten Abend hatte das Kulturzentrum 3Klang auf sein Osterprogramm gesetzt. Und bewies damit, dass diese Epoche nicht nur auf die Kultur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts prägend gewirkt, sondern in ihrer Zeitlosigkeit bis in das Denken und Handeln des ach so rationalen 21. Jahrhunderts hinein nichts von ihrer Aussage und Bedeutung verloren hat.
Kritik Sulzburg 2018, BZ
Freude über den Auftritt im Kulturzentrum 3Klang (von links): Edgar Schäfer (Tenor), Martina Borst (Mezzosopran), Georg Metz (Klavier) und Johannes M. Kösters (Bariton) Foto: Anne Freyer
Es ist das Goethe-Wort "Gefühl ist alles", das ganze Generationen von der Sehnsucht nach Höherem beseelten Bildungsbürgern leitete. Ihren vollkommenen Ausdruck fand die Geisteshaltung in den Versen Joseph Eichendorffs, die von Robert Schumann adäquat vertont wurden.
Zwölf dieser Lieder erklangen nun im schönen Konzertsaal des Laufener Kulturzentrums, kongenial umgesetzt von der makellosen Stimme des Tenors Edgar Schäfer und Georg Metz am Klavier. Da wurden einmal mehr Bilder wach, die nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben und durchaus auf heutige Ereignisse bezogen werden können: "In der Fremde", das die Verlorenheit im Unbekannten spürbar macht, oder das "Waldesgespräch", das die aktuelle Auseinandersetzung mit dem Erhalt der Natur in einem neuen Licht erscheinen lässt.
Oder die "Mondnacht", worin Dichter und Tonsetzer in vollendetem Zusammenspiel einem universalen Gefühl Ausdruck verleihen: "Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus."
Überhaupt, die Seele: eine in der klassischen Romantik immer wieder beschworene Größe, deren Sitz zwar nach wie vor nicht geklärt ist, die aber bis heute auch in als modern geltenden Tonschöpfungen nichts von ihrer Bedeutung verloren hat, bis hin zu "Body and Soul". Sie kam – endlich! – zu Ehren in der als Romantik festgelegten Periode, etwa in den wunderbaren Liedern "Wehmut" oder "Zwielicht". Mit bereits von großen Dichtern ausformulierten Balladen und Geschichten beschäftigte sich Franz Liszt.
Martina Borst, Mezzosopranistin, verlieh seinen Kompositionen ausdrucksvoll Stimme und Klang, so dreien von Goethes Dichtungen: "Es war ein König in Thule", "Freudvoll und leidvoll" und "Der du von dem Himmel bist", auch als "Wandrers Nachtlied" bekannt und von Franz Schubert unter diesem Titel vertont. Mit "Ihr Glocken von Marling", erinnerte Liszt eindrucksvoll an den Glockengießer Luigi Colbacchini und sein Werk, sieben für die Marlinger Pfarrkirche geschaffene Glocken. Nikolaus Lenau hingegen verlieh seiner Sehnsucht nach Ungebundenheit Ausdruck in dem ebenfalls von Liszt vertonten Lied "Die drei Zigeuner", gedichtet zu einer Zeit, als diese Bezeichnung noch nicht verpönt war, sondern als Synonym für Freiheit galt.
Mit einer Auswahl von zehn Titeln aus insgesamt 49 "Deutschen Volksliedern", denen sich Johannes Brahms gewidmet hat, glänzten Johannes M. Kösters, Bariton, und, auch hier und mit ihm, der Pianist Georg Metz. Nichts von dem, das darin thematisiert wird, hat bis heute an Gewicht und Brisanz verloren: Eifersucht ("Schöner Augen schöne Strahlen"), tragische Familiengeschichten ("Es war ein Markgraf überm Rhein") oder gehobener Tratsch und Klatsch ("Es wohnet ein Fiedler zu Frankfurt am Main"), ganz zu schweigen von Liebeserklärungen aller Couleur. Das animierte Publikum dankte denn auch den Akteuren für ihre großartigen Darbietungen und genoss den Abend im Ambiente des wunderschönen Kulturzentrums bei angeregten Gesprächen.
Badische Zeitung, 07.04.2018, von Anne Freyer